„Das also war des Pudels Kern“…

…heißt es in der Pudelszene im Faust. Der schwarze Pudel – für Zeitgenossen soll es ein zotteliger Hirtenhund gewesen sein, wahrsheinlich ein Schafpudel – entpuppte sich bei Goethe als der Teufel Mephisto – „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft und als Geist, der stets verneint“. Vielleicht sah dieser Pudel so aus: db_rauhbaertli3siehe http://www.schafpudel.net/html/schafpudel.html

Nun wissen wir ja, daß der Goethe Hunde nicht mochte. Deswegen mochte ich den Geheimrat am Anfang auch nicht – vor allen Dingen in der Schule. Natürlich habe ich später darüber hinweggesehen (angenommen du darfst nur ein einziges Buch in deinem Restleben  mitnehmen – das wäre für mich „Faust“).

Wie wir in den letzten Monaten wieder mal beobachten durften, ist des Pudels Kern die Sehnsucht nach Heimat (um an den vorletzten Beitrag Zur “Heimat” gehört ein Hund anzuknüpfen). Da irrte ein Schafpudel jahrelang durch verschiedene Stationen, wird auffällig und von beherzten Frauchen vor der amtlich angedrohten Todesspritze bewahrt. Er war gerettet, wurde hervorragend betreut, zeigte sich von seiner besten Seite, aber war im Grunde immer noch heimatlos. Als er im letzten Herbst zu den ausgewählten Leuten kommt, die nichts anderes tun, als ihn von Anfang an als Familienmitglied aufzunehmen, entpuppt sich dieser Pudel – wie die beteiligten Frauchen immer erwartet hatten – schon in der ersten Minute in seinem wahrscheinlich ersten wirklichen Heim als (um Goethe zu korrigieren) ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Gute schafft und als Geist, der stets bejaht“.

Hunde – oder besser: gerade sie – brauchen eine Heimat. Sie wird vermutlich nur durch ihre Beziehungen zu ihren Leuten geprägt; z.B. durch die Stetigkeit,  Vertrautheit, Geborgenheit. Wir Menschen sind die einzigen, die einem Hund eine wirkliche Heimat bieten können. Nicht von ungefähr ist der Hund das einzige Wesen, das eine andere Art der eigenen vorzieht.

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6 Antworten zu „Das also war des Pudels Kern“…

  1. Marion schreibt:

    „Des Pudels Kern ist die Sehnsucht nach Heimat“ Wie wahr und wie sehr sie uns da ähnlich sind. Aber leider gibt es zu viele, die das nie, nie verstehen werden und dabei könnte es doch so einfach sein.

  2. Bernd schreibt:

    „Nicht von ungefähr ist der Hund das einzige Wesen, das eine andere Art der eigenen vorzieht.“

    Ich wage es zu widersprechen, auch ich ziehe eine andere Art der eigenen vor… zumindest jetzt im „Alter“ könnte ich gut und gerne auf meine „Artgenossen“ verzichten, auf Hunde aber nicht!

  3. Hütestrubbel schreibt:

    Tja, Bernd, da muß ich Dir recht geben, geht mir ebenso, nachdem ich ganz wenige vorab ausklammere. Allerdings ist das bei mir nicht altersbedingt, sondern begann bereits mit meinem ersten Hund. Während der Schulzeit.

  4. Susanne schreibt:

    Ist da einer nicht gerne zur Schule gegangen? Ging mir auch so, hatte damals leider noch keinen Hund.

    • Hütestrubbel schreibt:

      Susanne, „nicht gerne“ wäre untertrieben. Von Anfang an. Und wieder ist ein Hund im Spiele. Als mein Englischlehrer „protzte“, daß er seinen Hund gestern erschossen habe, weil er ihm nicht gefiel, ich ihm daraufhin sagte, daß er ein Arschloch sei, wurde mein Schulweg noch steiniger. Das war in den 50er Jahren.

      Um Lehrer-Bekanntschaften reiße ich mich bis heute nicht. Wer in meiner Klasse Lehrer wurde, nannte als Motiv immer die langen Ferien, die Sicherheit und Versorgung im Beamtentum. Von der Aufgabe, Kinder und Jugendliche erfolgreich zu machen, war nie die Rede. Was sollen die ständigen Schulreformen, wenn man den Lehrerberuf nicht ändert – angefangen mit leistungsorientierten Angestellten statt Beamtentum.

  5. Anne schreibt:

    „Als er im letzten Herbst zu den ausgewählten Leuten kommt, die nichts anderes tun, als ihn von Anfang an als Familienmitglied aufzunehmen, entpuppt sich dieser Pudel schon in der ersten Minute in seinem wahrscheinlich ersten wirklichen Heim … “

    Christian Morgenstern: „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“

    Dieser Schafpudel wird wohl zum ersten Mal in seinem Leben wirklich verstanden und dazu muss man nicht Schafpudel-Kenner sein, sondern einfach nur ein Herz für Hunde haben. So einfach kann es sein.

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